Die geographischen Verhältnisse des über die größte Fläche verfügenden Komitats von dem Ungarn der Arpadenzeit sind abwechslungsreich; sein Namenbestand ist besonders reich und seine Bevölkerung ist nicht einheitlich ungarisch. Die Autorin beschäftigt sich in diesem Buch mit den Siedlungsnamen des Komitats, die in A régi Bihar vármegye településneveinek történeti-etimológiai szótára [Das historisch-etymologische Wörterbuch der Siedlungsnamen von dem alten Komitat Bihar](Anita Rácz, Debrecen, 2007) veröffentlicht wurden. Das Ziel der Abhandlung ist die Aufdeckung der namens- und sprachsystematischen Beziehung der aus historisch-etymologischer Hinsicht aufgedeckten Namen.
Der Band besteht aus fünf größeren Einheiten. Das erste Kapitel stellt die Siedlungsgeschichte des Komitats dar und schildert die Lage der ungarischen und daneben auch der fremden Bevölkerung (Szekler, Völker aus der türkischen Region, Slawen, Rumänen).
In der zweiten Einheit werden der historische Abriss und die Untersuchungsmethoden der Forschung alter Siedlungsnamen beschrieben.
Die Untersuchung der frühungarischen Siedlungsnamen kann bei der Ergänzung des Bildes über die ungarische Laut- und Dialektgeschichte sehr viel helfen. Da das Namenkorpus der einzelnen Gebiete immer ein eigenartiges und selbstständiges Teilsystem bildet, können die namensgeographischen Untersuchungen bei der Aufdeckung der phonetischen, morphologischen und lexikalischen Kennzeichen des Dialektes in diesem Gebiet sehr hilfreich sein. In dem nächsten großen Kapitel kann man die Analyse des Namenskorpus aus diesem Aspekt lesen.
Die vierten und fünften Kapitel enthalten die namenssystematische Analyse der Siedlungsnamen. Die deskriptive Analyse der Siedlungsnamen bildet den bedeutsamsten Teil der Arbeit. Die Ortsnamen als Teile des Wortschatzes können auf zweierlei Weise analysiert werden: Aus funktionell-semantischer und lexikalisch-morphologischer Hinsicht. Um die Einheit dieser zwei Ebenen zu betonen, behandelt sie die Autorin zusammen. Der Ausgangspunkt der Analyse ist die Aufzählung der funktionell-semantischen Kennzeichen und dazu kommt noch die Untersuchung der — den einzelnen semantischen Typen entsprechenden — lexikalischen Elemente.
In dem letzten Kapitel geht es einerseits um die Entstehung der neuen Namen und andererseits um die Formen ihrer strukturellen Verwandlung. Die Entstehungsgeschichte der Ortsnamen kann die gleichen Regeln haben wie die Herausbildung und die Veränderung der Gattungsnamen. Man kann äußere und innere Namensschöpfung unterscheiden, und innerhalb deren werden die entstehungstypologischen Gruppen bestimmt. Den Kategorien der äußeren Namensschöpfung entsprechen die verschiedenen Ursprungsgruppen der übernommenen Namen. Die Kategorien der innerlich entstandenen Namen sind die Folgenden: 1. Die durch syntagmatische Konstruktion entstandenen Namen, 2. Die durch morphematische Konstruktion entstandenen Namen, 3. Die durch semantische Namengebung entstandenen Namen, 4. Die durch strukturelle Veränderung entstandenen Namen. Der Band bietet einen Überblick über das Namenkorpus nach den hier aufgezählten Modalitäten der Entstehung.